Ich Rolle wieder! Juhu!! Hatte mir überlegt Stützräder für die ersten km zu kaufen falls ich einfach umfalle. Nach 3 Wochen Zwangspause kann man ja nie wissen.
Bin somit wohl genährt und ausgeruht für die nächsten Etappen. Habe im Iran keine Zeit und muss wieder ziehen. Die Visas zerstören leider so eine Reise. Nichts mit Freiheit! Je mehr man danach sucht desto weiter entfernt man sich davon. Frei ist man erst dann wieder wenn man in den Energiestrom des Universums eingeht. Da wo ein Teil von uns eben her kommt. Die Lange Pause ist Lucy nicht gut bekommen. Sie ist so laut wie noch nie. Mal sehen wie lange das Tretlager noch hält. Knacks und knarzt wie Sau!
Die Türkei hat sich mit einem Knall verabschiedet. Sonntag, später Abend gegen 11 Uhr. Die Bettruhe war schon beschlossene Sache und Massa schoss gerade einen anderen Boliden ab da wackelt das Haus und es herrscht Radau. Bin mal auf dem Balkon schauen gegangen und da wird doch nicht etwa das Nachbarhaus abgerissen. Als mich mein Vermieter sah winkte er mich runter falls das Hotel auch mit daran Glauben muss. Aber vorher alle zu evakuieren, soweit hat er nicht gedacht. Habe dann Sonntag Nacht 1 und eine halbe Stunde draußen gestanden und dem Bagger beim abreißen der Bude zugesehen. Was gibt es schöneres?
Zum Visa abholen kam ich auch noch in den Genuss einer Busfahrt in der Türkei. Eine allein reisende Frau darf nicht neben einem Mann sitzen. Alle setzten sich erst mal hin wo sie wollen. Kurz vor Abfahrt wenn nur noch wenige Plätze frei sind wird nochmal neu gemischt. Der Busfahrer sagt dann wo es lang geht und setzt die Männer so um das die Frauen neben Frauen sitzen können und keiner in Versuchung kommt was dummes zu tun. Ein Schauspiel sage ich euch.
30 km waren noch in der Türkei zu fahren und dann konnte ich nun endlich aus checken. 2 Monate Türkei reicht! Freute mich auf den Iran. An der Grenze gab es zum großen Erstaunen meiner Seits gar keine Probleme. Mit 2 Pässen tun sie sich etwas schwer aber das geht. Keine Gepäckkontrolle, keine Fragen zum BND/Spion. Alles cool und freundlich. Erwartet ich ja von Staatsvertretern gar nicht. Die erste Stadt nach der Grenze ist Maku. Dann noch ein paar km auf der großen Straße und so schnell wie möglich runter von dieser. Große Straßen sind nicht zu empfehlen im Iran da viel Verkehr herrscht. Bei 30 Cent für den Liter Benzin kein Wunder! Deswegen bekommt man den ein oder anderen V8 im Iran zu sehen. Nur hier kann man so ein Monster noch füttern! Es ging Richtung Grenze zu Armenien und dann erst mal an dieser entlang. An der Straße war ein Armenisches Kloster was ich mir angeschaut habe. Hinter Jolfa im Ort Siyahrud führt eine kleine Straße in die Berge. Dieser folgend über Kharvana und Varziqan ging es nach Ahar. Die kleine Straße war arm an Autos aber etwas reicher an Höhenmetern. Ein paar Kilometer Schotter hätten zur Abwechslung auch nicht geschadet! Sie war nicht auf der openstreetmap Karte verzeichnet aber googlemaps hat gesagt das da eine Straße ist und sie war da. War eben mal wieder ein Blindflug.
Melone mit schlechten Beigeschmack
Ein Mann hat mich mit einer Melone vom Fahrrad geholt. Ich wurde in einen kleinen Raum gebeten und wir unterhielten uns so weit es ging und aßen Melone. Der Mann war gerade mit seiner Familie auf der Durchreise. Während ich im Schatten schlemmte musste die Frau mit Kind des Mannes draußen in der prallen Sonne auf uns warten. Da fällt es mir schwer die Gastfreundschaft anzunehmen und lange still zu sitzen. Ich frage mich wie man so etwas einen Menschen antun kann mit dem man jeden Tag zusammen lebt und eventuell ein Bett teilt. War somit nur eine kurze Pause.
Von Ahar ging es um einen Vulkan herum nach Ardabil und dann nochmal über die Berge zum Kaspischen Meer. In den Bergen habe ich den Fehler Gemacht beim Militär zu fragen wo es ein Hotel in der Nähe gebe. Sie wollten mir eins zeigen. Die Wartezeit wurde mit einer Portion Nudeln verkürzt. Es sollte sich herausstellen das diese Portion nötig wird. Als der Regenschauer vorbei war fuhren sie mit dem Moped vor und ich strampelte hinterher. Berg auf habe ich mich am Moped fest gehalten und mich ziehen lassen. 5km sollten es sein. Da weiß man schon vorher das es mindestens 10 werden. Diesmal nicht! Es wurde doch tatsächlich irgend wann da oben eine neue Straße gebaut. Diese haben wir auch genommen. Das Hotel lag aber, welch eine göttlich Fügung, an der alten Straße. Die 2 Straßen waren durch eine Schlucht voneinander getrennt. Nach 10 – 15 km hatten sie dann endlich den Muße auf dem Löffel mir das zu beichten. Sie hatten das eher schon festgestellt und immer mal geschaut ob sie irgend wie rüber kommen. Haben uns dann in der Dämmerung voneinander verabschiedet und ich bin den nächsten Dreckweg rein geschossen und habe mein Zelt aufgestellt. Gute Nacht!
Es ist kein weiter Weg von uninformiert bis uniformiert! Man muss nur ein n streichen (das Kanguru)
Die Region am Kaspischen Meer ist sehr beliebt im Iran als Ausflugsziel. Es wird getrennt vom Rest des Landes durch einen Gebirgszug. Dadurch können die Wolken nicht weg und es regnet an Ort und Stelle ab. Was für die Landwirtschaft ein großer Vorteil ist. Habe mich schon in der Türkei gefragt wo der Reis herkommt. Im Iran ist die Region um das Kaspische Meer die Reiskammer des Landes. Es ist wunderbar grün und in den Bergen gibt es sogar Laubwald. Ich habe ein Achtung Hirsch Schild gesehen. Soweit würde ich aber nicht gehen zu Behaupten das es da Wild gibt.
Rekord! Ich habe an einem Tag 6 Radler getroffen. Wir haben alle das gleiche Ziel aber ich bin der einzige mit einer anderen Route. Somit kommen mir immer alle Radler entgegen. Zuerst traf ich 2 Deutsche die auf der Flucht vor der Uni und wieder in die Uni schnell mal von Düsseldorf bis Nepal wollen. 2 Stunden später kamen 4 Japaner an gestrampelt. Auf Weltreise natürlich. Ein Japaner macht ja keine halben Sachen. Sie sind seit 4 Jahren unterwegs und fahren jetzt 1 Jahr nach Hause. Wenn man es mit dem Fahrrad geschafft hat kann man es ja noch zu Fuß versuchen.
Herr Wunderlich mit dem Vornamen Logisch
Für einen Euro bekommt man von der Bank 35000 Rial. Bei anderen Gestalten an der Grenze und in Wechselstuben war der Kurs 1 zu 43000. Ich habe immer wieder erlebt das sie beim Preis zeigen einfach eine 0 weg lassen. Keiner würde auf die verrückte Idee kommen einfach 3 Nullen zu streichen. Wäre ja total einfach oder? Unter 2000 Rial bekommt man nichts! Das hängt wohl irgend wie geschichtlich nach. Der Toman ist irgendwie 10 Rial wert. Oder so. Hauptsache verwirrend und man hält an dem alten Scheiß fest.
same, same but different
Die Leute im Iran sind auch nicht anders als wir! Es dreht sich auch hier alles um das andere Geschlecht! Sie spielen nur nach anderen Spielregeln(different). Die Männer klotzen den Frauen hinter her/auf den Arsch(same). Die Frauen wollen sich präsentieren und die Blicke auf sich ziehen(same). Es gibt auch in dieser Welt Männer, die in der Öffentlichkeit zeigen wollen, dass sie Kuscheltiger sind(same). Da es nicht mit Frauen geht machen sie das eben mit Männern/Freunden/Brüdern(different). Habe im Bus neben Zweien gesessen. Der eine lag mit dem Kopf auf des anderen Schoß. Der Sitzende fuhr dem Liegenden zärtlich mit der Hand durchs Haar. Es putzen sich alle recht stark heraus auch wenn sie keinen Knopf in der Tasche haben. Der Umhang der Frauen ist oft tailliert und mal ehrlich. Wer kann das ernst nehmen wenn eine Frau so einen Umhang und Kopftuch trägt aber total über schminkt ist und auf Pfennigabsätzen rum läuft. Habe auch schon Paare Hand in Hand gesehen oder zärtliche Berührungen in der U-Bahn. Es wird halt etwas verdeckter/dezenter gemacht. Klingt nach Jimy dem Voyeur. HeHe. Außerdem sind vor dem Doller doch alle Menschen gleich. Bei Geschäften wo der Rubel einfach rollen muss stehen die weiblichen Kunden auch auf Augenhöhe. Wenn es Gott oder Allah schon nicht schafft dann doch wenigstens das Monopolygeld. Halleluja!
Vorurteile oder Erwartungen und dessen Negierung
Ich bin mit gewissen Erwartungen in den Iran gereist. Da man durch die Medien beeinflusst wird. Zum einen habe ich erwartet das ich in einen Polizeistaat reise und ständig meinen Pass vorzeigen muss. Aber nichts der Gleichen. Die Polizei ist kaum präsent und das Militär sieht man wirklich selten. Es trägt hier keiner seine Waffe zur schau. Es reist sich unter diesem Aspekt sehr angenehm im Iran. Nicht zu vergleichen mit dem hochgerüsteten Gewaltausübungsapparat der Türkei wo man in großer Angst zu leben scheint. Als nächstes habe ich erwartet das die Religion eine sehr große Rolle im Leben der Iranis spielt und man viele Leute beten sieht. Auch weit gefehlt. Am Freitag, an dem das wichtigste Gebet der Muslime statt findet, ist hier quasi Sonntag. Da arbeiten viele nicht und grillen im Freien. Man sieht nur selten den ein oder anderen auf der Straße oder in einem Shop sich auf die Knie werfen um Allah akba zu rufen. Damit habe ich eigentlich fest gerechnet. Die Jugend scheint genau so ungläubig wie bei uns und macht sich nichts aus Religion. Ich bin in ein Land gereist das durch Embargos der westlichen Welt terrorisiert wird. Davon ist aber überhaupt nichts zu sehen. Es gibt alles was das Herz begehrt außer Uran/Plutonium vielleicht. Aber Abstriche muss man doch überall machen. Der kleine Mann und die meistens Touris werden es wohl verkraften. Die Läden sind voll mit Plunder. Die Kinder können sich bei großer Auswahl nicht für ein Spielzeug entscheiden und in den Fressburgen ist noch keiner verhungert. Vielleicht stärken diese Embargos so ein armes Land auch und man muss den Iran wünschen das sie noch lange aufrecht erhalten werden. Ich habe jedenfalls noch kein Elend aller Indien, Kambodscha oder Bulgarien gesehen. Arbeit zu der wir Qualifiziert sagen würden gibt es aber scheinbar nicht. Diejenigen die Studieren gehen bekommen danach keine Arbeit in ihrer Branche und werden Taxifahrer, Hotelportiers oder Verkäufer in einem kleinen Shop und sind sehr unzufrieden. Diese wollen alle ins Ausland arbeiten gehen. Die wenigsten werden es davon versuchen und andere werden fest stellen das der Westen auch nicht nur glänzt!
Bei der mountaineering Geheimgesellschaft am Kaspischen Meer
Die Sonne steht tief und die Beine sind schwer. So radle ich durch die Gegend und treffe 4 Leute mit Fahrrädern bei einem Ausflug. Ich stelle mich mit auf das Gruppenfoto. Wir fahren zusammen in die nächste Stadt wo sie alle wohnen. Sie fragen mich vielerlei Sachen und laden mich dann zum Übernachten ein. OK, warum eigentlich nicht! Der eine sprach gutes Englisch und diente allen anderen als Übersetzter. Alle fuhren erst mal heim und ich mit einem mit. Später kamen alle bei ihm zusammen auf ein stell dich ein mit mir. Die Damen der Schöpfung, 2 an der Zahl, kamen und begrüßten alle mit Handschlag. Auch mich. Was ist hier los fragte ich mich? Muss ich die jetzt beide heiraten? Sie sprachen mich auch einfach ohne Vorbehalt an. Die waren alle sehr offen und gut drauf. Es war ein sehr schöner und entspannter Abend in feinster Gesellschaft der mir gut in Erinnerung bleiben wird. Sie hatten sogar alle Hobbys. Das kommt in den Ländern wirklich selten vor! Sie haben zusammen so was wie einen Verein gegründet und fahren jeden Freitag zum wandern in die Berge. Für diesen Verein und ihre Webseite machten sie ein intensives Interview mit mir das aber eher ein Gespräch war. Sie stellten ihre Fragen und ich meine. Dabei durfte ich immer wieder einen Blick auf Schland gegen Portugal werfen. Was an dem Abend eher uninteressant war und beim Iran gab es leider nichts zu jubeln. Gegen 8 musste das eine Mädel los und übrig blieb noch eins. Ich glaube das ist gar nicht selbstverständlich in diesen Regionen das ein Mädel mit 4 Kerlen den gleichen Raum teilt. Zu der netten Gesellschaft wurde ich auch noch voll verpflegt! Genial, Danke! Die iranische Gastfreundschaft erleben zu dürfen ist wunderbar. Während ich diese Zeilen schrieb kusselten sich 2 Iranis (Frau und Mann) am Nachbartisch. Der Iran fetzt!!
Sonstiges
In der Stadt Shiraz kam mir auf der Straße einer mit einem T-shirt entgegen wo drauf stand porno rap. Respekt! Gratulation zum unbewussten stillen Protest.
Mal ehrlich. Die Internetzensur in den Ländern ist doch ein Witz. Keiner darf und alle machen trotzdem mit. Jeder hat einen Facebookaccount und alle schauen Youtube. Ist auch kein Ding mehr seine IP-Adresse zu verschleiern. Warum macht man sich da als Politiker sinnlos Feinde. Womit wir wieder bei Sunzi wären.
So eine Nacht auf einer Tankstelle kann auch interessant sein. Es kommt einer bezahlen und gibt dem Tankwart die Geldkarte. So weit so gut. Den PIN gibt er ihm auch gleich noch dazu damit er nicht auf dem Gerät rum tippen muss. Stellt euch das mal in Deutschland vor! (straingh) Ich habe mich zur Nachtruhe gelegt und im gleichen Raum schläft noch der Chef. Fängt der doch nicht etwa an in meinen Taschen rum zu wühlen. Als ich ihn dabei erwischt habe hat er sich zurück gezogen und wo anders gepennt. (straingher bis am strainghesten)
Egal mit wem man redet. Alt oder Jung. Alle hassen Achmadineschad. Die von dem profitiert haben reden wahrscheinlich nicht mit Heiden oder laden diese gar in ihre heiligen Hallen ein.