Ich habe es schon wieder getan! Beschissen! Ich bin mit dem Zug von Kayseri nach Malatya gefahren. Malatya ist eine moderne Industriestadt wo es nichts zu sehen gibt. Von da führte nur eine große Straße nach Erzurum. Also habe ich mich nochmal in den Bus gesetzt. Im Ticketshop war das Fahrrad kein Problem aber der Busfahrer hatte Arbeit damit und war nicht so begeistert. Aber es ging eben doch. Man muss nur wollen. Er gab mir mit einem Lächeln zu verstehen das er für die Mühen 50 Lira haben wolle. Ich habe für mich 55 bezahlt. Ich habe ihm mit einem Lächeln 20 hin gehalten und die Sache war geritzt.

Ab Erzurum kann man wohl sagen das man in der Osttürkei oder in Kurdistan ist. Keine Angst man bekommt das sofort gesagt. So wie sich das für unsere hasserfüllte Welt gehört grenzen sich die Kurden natürlich von den Türken ab. Auf jeden Fall wird die Gegend hier hinten deutlich ärmer. Auf dem Land sieht man das die Regierung nicht ankommt und die Leute auf sich gestellt sind. Bloß die großen Straßen werden in Ordnung gehalten. An der Grenze zum Iran und Armenien sieht man viel Militär und auf jeden Hügel einen Turm. Da wird abermals die goldenen Ananas bewacht. Natürlich sind die Soldaten Stolz wie Bolle auf ihre Arbeit hier. Einbildung ist ja auch eine Bildung. Von Erzurum bin ich über kleine Straßen und ein paar Pässe zum See Van gerollt. Da sind die Schäden des letzten großen Bebens beseitigt und man wartet auf das nächste. Die ganze Türkei liegt 1000m über dem Meer. Als hätte man einen Pizzaschieber unter die Türkei geschoben. Die arabische Platte schiebt sich mit 2,5cm pro Jahr Richtung norden und drückt die Türkei Richtung Westen. Aus irgend einem Grund hört die auch nicht auf damit. Wahrscheinlich wollen die Saudis Moskau unterwandern. Da das Geld in der Osttürkei fehlt werden die Buden genau so aufgebaut wie sie eingefallen sind und an Erdbebenschutzbauweise (neues Wort kreiert!) wird kaum ein Gedanke verschwendet. Somit gibt es bei der nächsten Katastrophe wieder viele Tote. Es hoffen halt alle das man das nur einmal im Leben mitmachen muss und nach mir die Sintflut. Kann man wirklich Menschenleben gegen Monopolygeld aufwiegen? Schulden sind doch schon genug da, da kommt es doch auf ein paar Riesen mehr nicht an.

Das Ungeheuer vom Kurdistan

Der See Van liegt auf einer Höhe von 1700m über Null und hat keinen Abfluss. Die Höhe reguliert sich durch Verdunstung. Die alte Brühe hat im Laufe der Zeit ein höheres Bewusstsein entwickelt und kann sich mit diesem im Winter gegen zufrieren zur Wehr setzten. Andere behaupten das es am Salz und Soda liegt. Die verrückte Anomalie des Wassers! Die Pfütze ist 400m tief und es gibt genug Platz sich zu verstecken. Im See lebt ein übrig gebliebener Elsamosaurus. Der frisst die Forscherteams auf die ihm zu nahe kommen. Zum Nachtisch gibt es einen Haufen Steine die helfen das Essen im Magen zu zerkleinern. Wenn man Van Canavari sieht ist das wohl das letzte was man sieht. So wird das Wesen genannt. Es ist nicht überliefert ob wegschwimmen hilft. Das kleine Städtchen Ahlat ist gut für eine kleine Pause und ich verbrachte da 2 Tage am See. Zu sehen gibt es nur ein paar Gräber und einen weiß klassierten Vulkan.

Szene an der Straße

Jede Menge Menschen an der Straße links und rechts. Was machen die den da? Radel so an der Meute vorbei und bestaune das ganze. Die pflanzen doch nicht etwa Bäume an der Straße. Davon gibt es wirklich wenig in der Türkei. 5000 v. Chr. soll es hier noch große Wälder gegeben haben aber der Mensch hackt halt gern Holz! Damit die Kühe und Autos nicht alles wieder kaputt machen kommt ein Stacheldrahtzaun um das ganze. So wie sich das gehört geht das alles mit Arbeitsteilung von statten. Moderne Türkei! Die grobmotorischen Männer versuchen den Stacheldraht um die Zaunpfosten zu wickeln und die dürren, jungen und bis zur Unkenntlichkeit vermummten Mädels versuchen mit der Spitzhacke Löcher in die Erde zu mehren. Kopftuch so dass man nur noch die Augen sieht aber Figur betonte Bluse. Ein Bild zum von Fahrrad fallen! Die Männer kamen mit dem Draht nicht klar und die Damen mit der zu schweren Hacke! Und so mehren sie noch Heute!

Da ich nicht genau wusste wie die Reise weiter ging bin ich vom See Van Richtung Georgien gefahren. Habe mich seit Erzurum um ein Visa für den Iran bemüht und eine Email – Korrespondenz mit dem zuständigen Departement geführt. Bin am Ararat vorbei nach Kars gefahren. In der Nähe von Kars an der Grenze zu Armenien gibt es eine alte Seidenstraßenstadt. Diese heißt Ani und man kann die Ruinen bestaunen. Sehr hübsch und die Adler (oder irgend so ein Vogel) kreisen über den Resten der alten Zivilisation.

Wurde bis jetzt 2 mal von lachenden Kindern mit Steinen beworfen. Das schreiben alle Radler und regen sich furchtbar darüber auf. Klar ist es gefährlich in unseren Augen. Wenn man aber keine Bälle oder Wasserbomben zur Verfügung hat nimmt man halt das was da ist. Steine gibt es noch genug hier. Habe schon oft gesehen das die Kinder sich gegenseitig mit Steinen bewerfen. Die haben nischt andres und es macht trotzdem Spaß. Also, was solls. Wurde halt noch nie getroffen. Da kann man so was schreiben.

Ich verlasse die Türkei mit gemischten Gefühlen. Es ist ein schönes Land und es gibt viel zu sehen. Reich an Kultur und freundlichen Menschen die sich dem Englischen verweigern. Vielleicht versucht man so die Landflucht zu bekämpfen. Am meisten stört mich das schlechte essen. Es ist grundsätzlich ungewürzt. Es gibt den ein oder andern Kebab den man essen kann und der scharf ist aber der kostet viel und ist für den holen Zahn. Außerdem sind die Türken Teebanausen. Das geht wirklich gar nicht! Die Kochen einen so schon leichten Schwarztee. Dann strecken sie diese Brühe auch noch mit Wasser (1:1). 3-5 Stück Zucker in die Jauche und man hat gefärbtes Zuckerwasser. Wohl bekomms!

Ich habe den Eindruck gewonnen das niemand sich selbst gehört und sich frei entwickeln kann. Jeder ist von irgend jemandem Abhängig. Die Jugend hat keine Arbeit. Es arbeiten eigentlich nur die Menschen zwischen 30 und 50. Auf dem Land bis 60. Die haben somit kein Geld und können sich nicht von ihren Eltern frei schwimmen. Wenn man Arbeiten geht muss man die Alten und Kinder mit durchbringen. Der Respekt gegenüber seinen Eltern ist sehr stark ausgeprägt und man sorgt für sie. Die Alten sind die Leute mit den größten Freiheiten. Die brauchen sie eben nicht mehr und wollen lieber Sicherheit. Also müssen sie sich auch mit den Geldgebern gut stellen. Somit ist jeder in irgendeiner Beziehung auf das Wohlwollen anderer angewiesen. Ist für mich als Westler komisch zu sehen. Bei uns macht jeder Seins und die Familien rennen auseinander. Vielleicht ist das ganze etwas sozialer hier und die Leute sind nicht auf den Staat angewiesen.

Ich möchte nicht in der Türkei aufwachsen! Ich glaube das Gemache zwischen moderne und past verwirrt einen als Teenager ungemein. Zu Hause sieht man eine Frau/Mutter die wohl, so wie überall, die Hosen an hat. Auf der Straße darf sie den Mann zum Teil nicht ansprechen und muss sich vermummen. In der Schule hört man was von freier Liebe und Gleichberechtigung der Geschlechter. In der Moschee lernt man, wenn man einen normalen Imam hat, das die Frau der Teufel ist. Wie soll man in dem Wust eine menschliche Persönlichkeit entwickeln? Wenn ich das so schreibe erinnert mich es ein bisschen ans Allgäu.

Das Altbewährtes hat sich diesmal leider nicht bewährt! Als die Schweißung des Halters nach gab und die Tasche sich der Straße näherte hörte ich so ein klingeln im Ohr. Hatte der Typ im Globetrotter mir nicht zu der stabileren Stahlvariante geraten. Ich wusste es natürlich besser weil das Ding für 21 Euro aus dem Intersport das letzte mal 11000km gehalten hat. Diesmal eben nicht. Die sind aber so gut verstrebt sodass man immer eine Möglichkeit zur Reparation hat. Das first aid Set sollte man natürlich dabei haben. Dazu gehören nicht nur Flickzeug und Pumpe sondern auch Kabelbinder und Rohrschellen. In einer viertel Stunde ging die fahrt weiter und das hält besser als jede Schweißnaht.

2 Radler habe ich wieder mal getroffen. Einen etwas älteren Deutschen in der iranischen Botschaft. Der hat mir sogleich beim Visaschiss geholfen. Er fährt schon seit letzten Jahr durch die Gegend und lässt sich viel Zeit. Ab jetzt hat er aber das Visa im Nacken. Etwas später noch einen Italiener. Der radelt auf einer Uhr alten Möhre ohne Gänge durch die Gegend und ihm reist ständig die Kette. Er wollte halt nur kurz Urlaub machen und daraus sind halt 4 5 Monate geworden. Er reist durch die Länder in denen er kein Visa braucht. Wahrscheinlich hat er einen abgelaufenen Pass. Mal ehrlich. So wie mein Pass an den Grenzen kontrolliert wurde hätte ich mir auch selber einen malen können und wäre durch gekommen.

Bei den Bauern am Ararat

Der kleine Jimy war auf dem Weg in den Iran als ihn ein kleiner Junge an der Straße abfing und auf seine Farm leitet. Der kleine Jimy bekam einen Schluck Wasser und wurde der ganzen Familie vorgestellt. Vom ältesten Familienmitglied männlicher Seite wurde er im Besitz herum geführt. 2 Häuser an der Zahl und viel Wiese. Dann gab es natürlich Tee und der kleine Jimy bekam noch eine Joghurtsuppe mit Reis und Wiese darin. Es wurde viel geredet und gezeigt und es war recht gesellig. Dann hat der kleine Jimy von dem anderen kleinen Jungen das Fahrrad in Stand gesetzt. Schlauch geflickt und eine halbe Dose WD 40 auf die Kette und Schaltwerke. Das wurde von einer Frau kontrolliert die ihn auf jede rostige Stelle hinwies. Am Ende lief der Bock wieder halbspastisch. Mit einem Foto von allen hat er sich verabschiedet. Das Ende kam wie es kommen musste. Der Junge begleitet den kleinen Jimy noch ein Stück mit seinem Fahrrad und sprach fragend: “money“? Da fühle ich mich schon verraten! Kann man dem kleinen Scheißer aber einen Vorwurf machen? Wenn das System dieses aus unsern Königen und Buddhas macht sollte man vielleicht, wenn man das nächste mal sagt: “ Wir machen das nur für unsere Kinder“, auch mal nachdenken was man eigentlich für die macht. (Da fehlen mir die rhetorischen Mittel aber ich hoffe es kommt trotzdem rüber.)

Geilster Werbespot den ich je gesehen habe, aber kein Wort verstanden. Es ging darum das sie das Abwasser nicht klären sondern einfach in die Flüsse und Seen leiten. Zuerst kam ein Frau die ihr Bratöl in den Ausguss kippte. Dann folgte ein Bild von sterbenden Fischen. Das Ende vom Lied, man solle doch das Bratöl nicht in das Waschbecken kippen oder mit irgend was filtern. Geht es eigentlich noch? Habe Tränen gelacht als ich das gesehen habe. Der Fernsehen läuft halt immer und überall.

1 Mai

Auch in der Türkei wird am 1 Mai demonstriert. Ob es ein Feiertag ist kann ich nicht sagen. Ich war in Malatya, eine Stadt mit 400000 Einwohnern. Da gab es eine kleine Demo. Ein ganzer Straßenzug wurde komplett umzäunt und auf jeden Demonstranten kamen 2 Schlümpfe. Die füllten die Teestuben an der Straße oder fummelten an ihren Waffen rum. In Istanbul hat es dafür richtig geknallt. Am Tag der Arbeiter wurde so weit wie ich das verstehe um einen Platz gekämpft. Scheiß auf ordentliche Arbeitsbedingungen. Hauptsache wir spielen leichten Krieg um einen Platz. Erinnert mich an ein Buch das ich über den Vietnamkrieg gelesen habe. Die Amis haben da auch mitten im nirgendwo um einen Hügel gekämpft. Hätten die Sunzi gelesen wäre der Welt viel Unsinn erspart geblieben. Auf jeden Fall von beiden Seiten total daneben und den Aktivisten und Toten der Arbeiterbewegung nicht würdig. Es sollte den Türken doch schon länger klar sein das Erdogan sein eigenes islamisches Kalifat anstrebt. Aber trotz Internetzensur wurde die Regierungspartei im März erst mal wieder gewählt. Die verehren zwar alle noch Atatürk aber das hält sie nicht davon ab Erdogan zu wählen. Für mich unverständlich! Atatürk, ein Mann der Moderne. Religion aus der Politik verbannt, Kopftuchverbot für die Frau und lateinische Schrift. Erdogan, konservativer Politiker möchte die islamische Republik zurück. Geht es am 1 Mai überhaupt noch um die Arbeiterbewegung oder ist das Leben einfach so langweilig geworden das man eine Grund sucht es attraktiver zu machen und Krieg spielen will. In Schland ist es der Tag von Links gegen Rechts und dann zusammen gegen die Schlümpfe. Geht irgend wie auch am Thema vorbei! Aber Hauptsache der gut bezahlte scheidende Gewerkschaftsführer erzählt von seinen Träumen über 10 Euro Mindestlohn. Und was dann? Nächstes Jahr reicht die Kohle wieder nicht mehr und es müssen 12 Latten sein. Die grauen Eminenzen die uns regieren sind echt innovativ und als Ablenkung hält der kalte Krieg 2.0 her. Das gab es ja auch noch nicht!

Tags: Route, strecke, türkei, weg