iron – jimy is back
Und somit die Freude am radeln. Aus Kununurra raus hat sich auch der ominöse Ostwind zum ersten mal bemerkbar gemacht und ich bin bis zur Gibb River Road geflogen. Nur ein kleiner Dorn im Reifen stoppte mich kurz und das erste mal flicken war angesagt. Leider auf einem Stück mit sehr wenig Bäumen. Das kommt eben davon wenn man in Straya nur auf der faulen Haut liegt und liest. Da wird nichts und man fängt wieder bei Null an und die Fitness baut sich langsam auf. Könnte man nicht wie ein Terrieser sich die Kraft speichern wenn man rum liegt und sie abrufen wenn man sie benötigt. Mit Ferrochemie und Metallen zum speichern sollte das doch kein Problem sein!
Da ich wieder mal den Mund ganz schön aufgerissen habe muss ich die Sache nun nüchtern betrachten. Das mit dem Südosterlie fällt bis jetzt eher Mau aus! Oft kommt der Wind aus dem Süden und ich muss recht oft in diese Richtung fahren. Somit habe ich an diesen Abschnitten schönen head wind. 40 km vor Broome, wie soll es auch anders sein, drückt Daniel Düsentrieb ordentlich gegen die Sonnenbrille und den Rest von mir. Der Wind kommt halt vom Meer. Da kann ich mit meiner Wetterkarte prahlen wie ich will das interessiert den Wind herzlich wenig. Bis jetzt kann ich nur schreiben das es mit dem Wind in die falsche Richtung gar net so schlimm ist!
So groß wie das Land so unterschiedliche Typen trifft man auf dem Fahrrad. Bis jetzt treffe ich unglaublich viele Leute dir hier radeln. Haben die alle nichts besseres zu tun? 2 Extreme sollen hier mal genannt werden. Ein Schländerer der sich ein Baby hat bauen lassen. Ein Experiment! Titanfahrrad mit Getriebe. Will nicht wissen was es genau gekostet hat wird wohl in die 5 Stellen gehen! Ihn habe ich mit Sohn in Kununurra getroffen. Ich bin angekommen und sie sind gerade los gestrampelt. Als ich nach der Gibb früh aus Derby Richtung Broome geradelt bin kamen sie mir entgegen. Ich habe ihnen versichert das sie in der falschen Richtung unterwegs sind. Es gab leider Probleme am Fahrrad. Der Riemen zum Antrieb (also anstatt Kette ein Gummiriemen) ist gerissen. Der 2. nach ungefähr 2000km. Eigentlich soll er 50000km schaffen. Ist ja nur eine kleine Differenz! Der andere ist ein Nachbar aus dem Norden Dänemark. Wohl eher ein Packesel als Radler. Noch nie habe ich ein so überladenes Fahrrad gesehen. Ich hätte es wahrscheinlich nicht mal halten können! Das Fahrrad war zwar Schrott und er hat es so gut es eben geht mit Panzerklebeband zusammen gehalten. Dafür aber eine neue Ersatzreifendecke mitgeführt. Zum anderen Wasser für die komplette Strecke zwischen Broome und Fitzroy Crossing. 25l an der Zahl. Es sind zwar 2 oder 3 road house an der Strecke gelegen aber was man hat das hat man eben. Verrückt!
Wenn man Aasfresser wäre wie die ganzen Bussarde am Himmel dann bräuchte man zumindest kein Essen mit führen. Kühe und Kängurus liegen zu Hauf tot am Straßenrand rum. Das können auch die Schilder nicht ändern die darauf hinweisen das wilde Tiere die Straße kreuzen könnten. Schlangen habe ich dagegen noch nicht viele gesehen. Entweder gibt es nicht zu viele oder die sind schon klüger als ihre Artgenossen in Indien und haben sich das in den genetischen Code gemeißelt das man nicht im Dunkeln auf der großen warmen Teerschlange liegen soll. Wenn es brennt sieht man sehr viele Raubvögel über dem Rauch kreisen. Nein die nutzen den nicht als Thermik! Feuer heißt Jagdzeit. Da flüchten alle kleinen Tier aus dem Teil und die Vögel stürzen sich auf die Beute.
Für die 10 Tage habe ich mich mal wirklich von den Menschen fern gehalten. Ganz ohne Kontakt geht es nicht aber ich habe zumindest immer allein gezeltet. Egal wo man ist als Fahrradterrorist muss man immer auf das Spiel „who is the monkey“ gefasst sein. In Europa vielleicht nicht so krass aber in Straya wie in Südostasien oder Indien. Die klotzen blöde und wollen dir die Hand schütteln als hätten sie so was noch nie gesehen. Die Ruhe in den Nächten ist himmlisch! Früh wird man von singenden Kakadus geweckt. Wenn es hoch kommt nebeln einem 50 Autos am Tag ein und immer wieder der Sternenhimmel.
Habe jeden morgen einen großen Haufen an die Strecke gelegt. Hätte es zuvor nicht gedacht das aus einer anderen Körperöffnung als dem Mund so viel Scheiße quellen kann! Ein GPS Signal rein und man kann die Strecke gut verfolgen und hat auch gleich die Tageskilometer parat.
Dadurch das ein paar Schluchten den Weg säumen gibt es ein paar Wasserlöcher in die ich springen konnte. Somit konnte ich immer mal wieder den Staub und Schweiß abwaschen. Es tut auch einfach gut an einem heißen Tag nach ein paar Kilometern radeln in eine kalte Pfütze zu springen und zu relaxen. Die Kleidung habe ich dagegen in den 10 Tagen nicht gewaschen und sah dem entsprechend aus! Aber das ist ja alles relativ. Ich war in der Tat nicht frei von Dreck aber dafür frei von chemischen Produkten. Wir knallen uns so viel Chemie auf die Haut und wundern uns warum wir Krebs bekommen.
Was mir gar nicht gefällt ist der Verschleiß. Europa frisst den Reifen förmlich. Der 2. Hinterreifen ist komplett runter. Nach nur 2000km. Was ist da los. Hat das 29er nur weiche Gummimischungen oder gar Regenreifen. Dabei wiege ich mit meinen 60kg noch nicht mal viel. Mit Gepäck hinten komme ich vielleicht auf 80. Der Däne wäre da keine 500km gekommen. Das ist definitiv der letzte Reifen den ich kaufe. Dann bleibt nur noch den Vorderen nach hinten zu nehmen und zu guter Letzt fahren bis der Schlauch durch kommt.
Ich bin hin und her gerissen welche Europa nun mehr drin steckt. Da das Tretlager defekt ist könnte man meinen die Olle mit den kranken Nationen und den rechten Individuen. Andererseits hat sie auf der Gibb keine Mucken gemacht. Das passt eher zu der schönen Europa die wagemutig ihren blanken Hintern Zeus entgegenstreckt. Mal sehen wie es auf dem letzten Stück aus geht.
Glücklich darüber das ich nach langen 500km die gravel road hinter mir gelassen habe wünsche ich mir sie schon zurück. Selbst mich als Staubstraßenfetischisten hat das Geruckel zermürbt. Bis Broome das Stück auf Schnur gerader Straße ist es ein stumpfes dahin geballer. Einfach nur Kilometer schrubben um ans Ziel und zur wohlverdienten Ruhepause zu kommen. Da steige ich doch lieber mal in den Bus und lasse mich und Europa ein Stück des Weges kutschieren!
Gibb River Road
Die Gibb River Road ist der zahmste 4WD Track Strayas und jeder Strayaner der was auf sich hält muss ihn einmal im Leben gemacht haben. Die zahme Staubschlange verbindet Kununurra mit Derby und führt durch die Kimberley’s. Eine schöne Gegend die nur für das halbe Jahr zugänglich ist. In der Regenzeit säuft sie trotz 500 Höhenmetern ab. Da ist auf der roten Erde kein vorankommen mehr möglich. Die Landschaft ist abseits der Straße recht zerklüftet und es gibt die ein oder andere Schlucht zu sehen mit einem Badeloch und Krokos. Die Straße ist mehr recht als schlecht. Manchmal ist der Staubschlange trotz 30 Grad Außentemperatur kalt und sie bildet eine fiese Gänsehaut. Da schüttelt es den Reiter ganz schön durch samt Bock. Ist aber alles fahrbar und bleibt im Rahmen. Oft muss man sich die beste Spur suchen. Egal wo! Ob auf der Gegenspur oder dem Seitenstreifen. Zornige sandige Stücken gibt es eigentlich nur wenn man die Hauptstraße verlässt und zu den Schluchten radelt. Die sind aber meistens nicht so weit weg oder man lässt es halt bleiben. Bis zur El Questro Gorge bin ich per Anhalter gefahren und Europa hat brav an einem Baum samt Gepäck gewartet. Ohne die Gibb bin ich mir sicher das ich in Broome die Tour beendet hätte. Ist einfach nicht mein Ding. Ich kann es jeden Biker nur ans Herz legen dieses Abenteuer mitzunehmen. Es ist hart aber herzlich. Schon allein wegen wenig Autos. In der Ferienzeit sollte man aber Abstand von der Gibb nehmen. Das Wasser ist eigentlich kein Problem. 150km vor Derby fangen die Rinderfarmen an und da ist auch jeder Fluss trocken. Die Camper helfen aber freundlich aus und geben Wasser, Limo und kleine Snacks. Erforderlich ist irgend was zum behandeln des Wassers wobei kochen nicht mehr Zeitgemäß ist. Ich habe es so getrunken aber ich würde es nicht jeden empfehlen. Meine üblichen 6 Liter Wasser haben immer gereicht. Oft bin ich mit 3 Litern von Creek zu Creek gefahren. Ungefähr in der Mitte ist das Barnet Road House. Da kann man seine Essensvorräte auffüllen. Es ist teuer macht aber Sinn! Ich habe 40 Doller da gelassen für 2 x Schokomilch, 2 Äpfel, 2 x Eis, Barra and Chips und ein Permit für die Manning Gorge. Das kann man machen, muss man aber nicht. Die anderen Schluchten sind for free und genau so schön. Keine Angst vor dem Staub er ist besser als die ganzen Abgase!
29er
Europa ist ja auf 29 Zoll Reifen gebettet. Nun mein Fazit zu diesem Schmarren. Die Verkäufer und Experten schwafeln ja immer über die Laufruhe beim fahren da größerer Radius. Is klar nee! In 2 Sätzen packe ich nun meinen Eindruck darüber. Schlechte oder sehr schlechte Straße, wenig Laufruhe! Gute Straße, viel Laufruhe! Wenn ich mich recht erinnere ist das bei einem 26er ähnlich! Was mir gut gefällt ist die Sitzposition. Die Rahmengeometrie ist etwas anders und somit sitze ich für meinen Teil aufrecht auf dem Bock. Fürs Reiseradeln finde ich es gut. Sportlich ist die Position nicht! Wenn der kleine Mann ein Demokrat wäre und ab und an den Kopf anmachen würde wären alle Hersteller mit dem 27.5er so richtig auf die Nase gefallen. Outdoorsport (vor allen die Hersteller) und Nachhaltigkeit gehen halt nicht Hand in Hand!
Menü
Frükstück: 2 Tassen Müsli mit Wasser
(das gibt mir am Morgen richtig Bums und hält gute 3 Stunden)
Mittag: Instand Nudeln mit Dosengemüse
(Energie ohne Ende und Federleicht)
Abendbrot: Luftbrötchen mit viel Erdnussbutter und einen Apfel
(genug Energie zur Regeneration über Nacht, Ballaststoffe für den Morgenschiss!)
Zwischen durch gibt es 2 mal Trockenfrüchte und Nüsse
(da steckt auch richtig Bums drin)
Das ganze habe ich für 9 Tage mitgeführt. Bis auf die Brötchen. Die schimmeln ab den 5 Tag und ich habe sie somit nur für 6 Tage dabei. Der Schimmel haut mich nicht um und kann weggeschnitten werden. Ab dann gibt es auch am Abend Müsli oder ich bekomme etwas geschenkt.
Habe es mal mit Müsliriegeln versucht aber die bringen mir nichts! Da kann mein Körper scheinbar nicht viel raus ziehen und ich habe nach einer Stunde wieder Hunger. Dazu kommt noch der Verpackungswahnsinn! Aber einen geschenkten Gaul greift man natürlich nicht an die Nüstern!
Ja kein Fleisch. Bringt dich in der Zeit auch nicht nach vorn!
Zusätzlich zum Essen dehne ich in den Pausen meine Muskeln und der Motor läuft rund. Neu dazu gekommen ist eine Qi gong Übung. Die soll die Energiepunkte im Körper öffnen sodass das Qi ungehindert fließen kann. Das Qi heilt den Körper laut den alten Überlieferungen der Chinesen. Wer bin ich das ich das Wiederlegen könnte also mache ich es einfach mit ob es nun hilft oder nicht. Fühle mich gut dabei!
Fazit: Der Körper braucht nicht zu viel um Höchstleistungen zu vollbringen. Bei mehr Input muss man bloß mehr auf das Klo und das fällt oft in die Natur. Wir sollten unsere schönen Körper nicht noch mehr vergiften also so schon mit Industriegemüse und Antibiotikafleisch. Zum Wettkampf kann man das mal machen aber nicht beim Training.
PS: In West Straya versiegt der Äther ganz. Somit ist hier erst mal für den nächsten Monat Funkstille. Bis denn denn!
Falls du es noch nicht gelesen hast und für die Zwischenzeit siehe mein Interview mit Florian vom flocblog.